Marie Luise von Halem spricht zum Antrag der Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen und CDU „Bessere Bildungschancen für unsere Kinder – Personalschlüssel in Kitas sofort verbessern!"

Steter Tropfen höhlt den Stein, sagt der Volksmund. Ja, was wir vorlegen, ist keine neue Idee. Sechs Mal haben wir in der vergangenen Legislaturperiode einen Stufenplan für mehr Qualität in Kindertagesstätten beantragt, sechs Mal hat Rot-Rot das abgelehnt – dennoch immer wieder interessant, mit welchen Argumenten. Denn eigentlich wissen wir alle, dass in den Kita-Jahren die entscheidende Stellschraube für den sozialen Ausgleich im Hinblick auf die Bildungschancen liegt. Zumindest einzeln befragt, sagen das auch die Rot-Roten Bildungspolitiker

21.01.15 –

Steter Tropfen höhlt den Stein, sagt der Volksmund. Ja, was wir vorlegen, ist keine neue Idee. Sechs Mal haben wir in der vergangenen Legislaturperiode einen Stufenplan für mehr Qualität in Kindertagesstätten beantragt, sechs Mal hat Rot-Rot das abgelehnt – dennoch immer wieder interessant, mit welchen Argumenten. Denn eigentlich wissen wir alle, dass in den Kita-Jahren die entscheidende Stellschraube für den sozialen Ausgleich im Hinblick auf die Bildungschancen liegt. Zumindest einzeln befragt, sagen das auch die Rot-Roten Bildungspolitiker.

Der kleine Verbesserungsschritt beim Betreuungsschlüssel hat uns in der letzten Legislaturperiode von Platz 16 auf Platz 16 im Bundesvergleich katapultiert. Ziemlich genau ein Jahr lang hat uns dann die Kita-Kampagne der LIGA der freien Wohlfahrtspflege ihre Forderungen vorgetragen, erfolglos. Am 10. Dezember schreibt die LIGA-Vorsitzende an den Ministerpräsidenten Woidke, die „Notwendigkeit zur personellen Entlastung im System Kindertagesbetreuung zum Wohle der Kinder und zur Sicherung und Weiterentwicklung der Qualität [sei] enorm und dringlicher denn je.“ Die Personalsituation in den Kitas sei generell ungenügend, heißt es auch in den gerade erscheinenden Empfehlungen des Runden Tisches Inklusion in der Kita.

Mit unserem Antrag passen wir uns der Landesregierung an und backen nur kleine Brötchen: Wir wollen eine Annäherung an den Bundesdurchschnitt. Der liegt im Moment für den U3-Bereich ja bei 1:4,6 (Statistisches Bundesamt, 31.3.2013, Brbg 6,5) und für die 3-6-Jährigen bei 9,6 (Bertelsmann, 1.3.2013, Brbg 11,5).

Das zu erreichen, ist kein Hexenwerk. (Die Experten von Bertelsmann empfehlen 1:3 und 1:7,5.

Über den Antrag hinaus haben wir nicht vergessen, dass wir Kita-Leitungen besser freistellen müssen, dass wir dringend ein verbindliches Qualitätsmonitoring brauchen (Denken Sie daran: Weniger als 10 % der Kitas bundesweit leisten gute pädagogische Arbeit!) und wie absurd es ist, dass Kita-Erzieherinnen, die den wichtigsten Beitrag in der Bildungsbiografie eines Menschen leisten, von all den Pädagogen entlang des Lebensweges am schlechtesten entlohnt werden! Da machen wir einen großen Fehler!

Spätestens seit den Untersuchungen des Volkswirtes und Nobelpreisträgers James Heckman und den Ergebnissen des „Perry Preschool Projects“ lässt sich nicht mehr in Frage stellen, dass jeder in das System der frühkindlichen Bildung investierte Euro bis zu 14-fache Rendite für die Gesellschaft generiert.

Wenn Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von SPD und Linken, mir jetzt wieder vorwerfen, es sei zynisch, in diesem Zusammenhang von volkswirtschaftlichen Renditen zu sprechen, wo es doch um das Wohl von Kindern gehe, dann muss ich Ihnen entgegnen: Genau das, was Sie machen, ist zynisch, denn wenn Sie argumentieren, bei uns sei die Betreuungsquote so hoch, deshalb könne Qualität nicht ausgebaut werden, dann reduzieren Sie wider besseres Wissen die Bildungschancen von Kindern, rein aus monetären Erwägungen heraus!

Stellen sie sich vor, internationale Flugsicherheitsbehörden würden sagen: Ihr Deutschen legt pro Jahr dreimal so viele Flugkilometer zurück wie z.B. Pakistanis, deshalb ist es auch in Ordnung, wenn für euch nur ein Drittel der Sicherheitsstandards gilt wie für Pakistanis. – Das entspricht genau Ihrer Argumentation: Die Zahl der Inanspruchnehmenden gilt Ihnen als Argument für die Aufrechterhaltung niedriger Standards!

Das heißt doch nur, es geht Ihnen gar nicht um die Chancen eines jeden einzelnen Kindes.

Steter Tropfen höhlt den Stein: Wenn man daran denkt, wie lange das tatsächlich dauern muss, dann ist das Sprichwort wahrscheinlich ziemlich ungeeignet. Trotzdem können Sie sich sicher sein: Wir machen weiter mit dem Thema.

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Bildung | Reden