Marie Luise von Halem spricht zu unserem gemeinsam mit der CDU gestellten Antrag „Vorhang auf für das Theater in der Fläche - Elemente zur Stärkung der Freien Theater in Brandenburg“

- Es gilt das gesprochene Wort! [Anrede] Im Theater können Elefanten fliegen und Esel (auch vierbeinige!) Geschichten erzählen. Theater hat andere Grenzen als die reale Welt, lässt der Phantasie freieren Lauf und spricht uns doch so direkt an, weil die Darstellenden Menschen sind wie wir. Das geht uns näher als gelesener Text, Theater rafft, spitzt zu, kritisiert und amüsiert uns. Im besten Fall gehen wir nach der Vorstellung nach Hause und entdecken neue Handlungsmöglichkeiten für unser reales Leben, finden neue Interpretationen für die Menschen und die Zustände, die uns umgeben. Und Theater gibt es nicht nur passiv, zum Zuschauen, sondern auch aktiv. Wer selbst mal Theater gespielt hat, wird nie vergessen, welchen Spaß es macht, auszuprobieren, wie man selbst auch ganz anders sein kann.

14.07.16 –

- Es gilt das gesprochene Wort!

[Anrede]

Im Theater können Elefanten fliegen und Esel (auch vierbeinige!) Geschichten erzählen. Theater hat andere Grenzen als die reale Welt, lässt der Phantasie freieren Lauf und spricht uns doch so direkt an, weil die Darstellenden Menschen sind wie wir. Das geht uns näher als gelesener Text, Theater rafft, spitzt zu, kritisiert und amüsiert uns. Im besten Fall gehen wir nach der Vorstellung nach Hause und entdecken neue Handlungsmöglichkeiten für unser reales Leben, finden neue Interpretationen für die Menschen und die Zustände, die uns umgeben. Und Theater gibt es nicht nur passiv, zum Zuschauen, sondern auch aktiv. Wer selbst mal Theater gespielt hat, wird nie vergessen, welchen Spaß es macht, auszuprobieren, wie man selbst auch ganz anders sein kann. Und das gilt natürlich nicht nur für die, die immer schon mal ihren Namen tanzen können wollten. Insbesondere Kinder und Jugendliche können sich anders erleben als eingepfercht in das schulische Notenerwartungsraster. Und wenn die Sprachen nicht zusammen passen, dann gibt es übrigens noch mehr Kommunikationsmöglichkeiten.

Und weil Theater schon seit der Antike einen so wichtigen Stellenwert in unserer Kultur hat, weil es die Menschen bildet und zum Dialog der Kulturen beiträgt, freue ich mich ganz besonders, dass im Zuge der Funktional- und Kommunalreform das Land eine größere Verantwortung übernimmt bei der Finanzierung der sogenannten landesweit bedeutsamen Kultureinrichtungen. Die strahlen in die Fläche aus, sind attraktiv für Besucherinnen und Besucher von nah und fern, und bieten wunderbare Einstiegs- und Mitmachangebote für Kinder und Jugendliche.

Aber darüber hinaus gibt es auch das Freie Theater, kleinere und größere Gruppen, mit teilweise auch festen Häusern und festen – oft eher jämmerlich bezahlten – Arbeitsverhältnissen. Freie Theater können flexibler agieren, mit ihren Stücken auf Wanderschaft in Brandenburg gehen, ganze Dörfer in ihre Inszenierungen einbinden. Sie tragen dazu bei, Kultur vor der Haustür erlebbar zu machen. Ich habe ein freies Theater bei mir um die Ecke, das Poetenpack, und für uns ist es ein ganz besonderer Genuss, die Theateraufführung eine Straße weiter im Hinterhof zu besuchen. Das schafft eine andere Verbindung mit dem Ort, wo ich wohne, als eine Fahrt in das nächste größere Theater.

Im Jahr 2015 haben die 31 freien Theater Brandenburgs 2.513 Vorstellungen an 75 Spielorten gegeben, in allen Regionen Brandenburgs. Die Zuschauerzahlen steigen, im letzten Jahr waren es 197.000. Damit gehen mehr als 30% der erfassten Zuschauerinnen und Zuschauer in Brandenburg in die Vorstellungen der Freien Theater. Das ist ein großartiger Erfolg!

Für die Finanzierung der Freien Theater bedeutet das, dass jeder Besuch bei ihnen mit knapp 5€ bezuschusst wurde, jeder Besuch in den großen Häusern hingegen mit 40€. Und diese Relation besteht in etwa zumindest seit Anfang dieses Jahrtausends. Wir wissen alle, warum die großen Häuser viel Geld kosten. Trotzdem halten wir es für angemessen, auch die Freien Theater künftig besser zu fördern!

Deshalb legen wir gemeinsam mit der CDU diesen Antrag vor.

Er besteht im Kern aus drei Einzelpunkten:

Erstens der Erhöhung der Projektförderung, die momentan bei 850.000€ liegt, aus der die Freien Theater Mittel für ein- oder mehrjährige Projekte Gelder beantragen können.

Zweitens – und das ist das Herzstück dieses Antrags - wollen wir einen neuen Fonds einrichten: Bislang können die Theater selbst über die Projektförderung Mittel beantragen, und Kommunen über die Gastspielförderung im Rahmen der FAG-Mittel. Aber die Freien Theater haben nicht immer neue Projekte, wollen vielleicht einfach mit guten Stücken woanders hinfahren, und Kommunen haben – noch dazu in künftig größeren Strukturen – nicht immer Zeit und Energie für solche Antragsverfahren. Warum können wir nicht zivilgesellschaftlichen Akteuren, Dorf- oder Kulturvereinen, die Möglichkeit geben, mit Landesmitteln kofinanziert für ihr Dorf oder ihre Stadt Theater zu organisieren? Wir wollen das Leben auf den Dörfern und begrüßen das Engagement der Menschen! Dann lassen Sie uns doch den Menschen auch die Mittel dafür zur Verfügung stellen!

Wie wir das genau machen, welche Kriterien solche Akteure erfüllen müssen, ob eine formale Zustimmung der Gemeinde für die Beantragung erforderlich ist oder nicht, das würde ich gerne im Ausschuss gemeinsam mit dem Ministerium erörtern.

Der dritte Punkt, die Fortschreibung der 300.000 € für Kultur und Flüchtlinge hat hier Eingang gefunden, weil wir das natürlich a) für richtig halten und b), weil die Koalition zur Juni-Plenarsitzung hier über ‚Dialog der Kulturen’ warme Rhetorik von sich gegeben hat und es nicht einmal geschafft hat, die 300.000€ für Kulturprojekte mit Geflüchteten für die nächsten Jahre festzuschreiben. Das war ein Armutszeugnis! Das gehört hier zum Thema und es ist uns ein Anliegen, diese Forderung hier nochmal aufzurufen.

Ich bin gespannt, ob die Debatte erkennen lässt, dass der Vorhang für das Freie Theater in Brandenburg künftig öfter aufgehen wird .... nur im übertragenen Sinne natürlich, da die Freien Theater ja oft in Wirklichkeit gar keinen Vorhang haben.

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Kultur | Reden