Standpunkt: Die (Förder-)Schule der Zukunft

10.01.2010

Eine Schule für alle Kinder – ein realer Wunschtraum

„Was hier erfunden wurde, müsste eigentlich Normalität sein!“ Mit diesen Worten kommen- tierte die Mutter eines Schülers der Albert-Schweitzer-Förderschule den Vortrag des Bildungsexperten Wilfried W. Steinert aus der UNESCO-Kommission für Inklusive Bildung am 16. November 2010 im Kleinmachnower Rathaussaal. Steinert hatte über die erfolgreiche Inklusion - also die gemeinsame Beschulung von Kindern mit und ohne Behinderung - an der Templiner Waldhofschule berichtet. Bis zum vergangenen Sommer hatte er dort als Schulleiter der ehemaligen Förderschule gewirkt. Die anwesende Zuhörerschaft mit vielen Eltern von Schülerinnen und Schülern der Albert-Schweitzer-Förderschule spendete zustimmenden Applaus. Die
Waldhofschule Templin in der Trägerschaft der Hoffbauer-Stiftung war für ihre Arbeit im Jahr 2010 mit dem Deutschen Schulpreis geehrt worden.

Auf der Veranstaltung in Kleinmachnow hatten BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN die Schaffung einer Grundschule mit einem Inklusionsangebot für die Region Teltow-Stahnsdorf-Kleinmachnow bis zum Jahr 2015 in die Diskussion gebracht. Dem politischen Vorstoß liegt die Überzeugung zu Grunde, dass jedes Kind die gleichen Chancen auf ein selbstbestimmtes Lernen und Leben haben sollte. Gemeinsames Lernen von Kindern mit und ohne Behinderungen stärkt lernschwache und lernstarke Schülerinnen und Schüler gleichermaßen. Es verbessert außerdem die Chancen und die sozialen Kompetenzen aller Kinder, die daran teilhaben.

Völkerrechtliche Verträge geben diesen Weg ohnehin vor. Die Bundesrepublik Deutschland hat sich mit der Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention im Jahr 2006 verpflichtet, Menschen mit Behinderungen den Zugang zum allgemeinen Bildungssystem zu eröffnen. Ein Rechtsgutachten des Parlamentarischen Beratungsdienstes des Brandenburger Landtages vom September 2010 bestätigt: „Das Land Brandenburg und damit auch der Landtag sind verpflichtet, die Bestimmungen der Behindertenrechtskonvention umzusetzen.“ Diese Realisierung verläuft in die Praxis jedoch schleppend.

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Brandenburg wollen die Umsetzung der Konvention vorantreiben. Wir wollen eigenständige Förderschulen mit dem Schwerpunkt „Lernen“ im Land schrittweise auflösen oder in integrative Schulen umwandeln. Kinder mit und ohne Behinderungen sollen am gleichen Standort beschult werden. Dafür gehört die heil- bzw. sonderpädagogische Kompetenz an die Regelschule. Dort muss sie dauerhaft verankert werden.

Wir appellieren deshalb an die Bürgermeister der Region Teltow-Stahnsdorf-Kleinmachnow, sich mit dem Landkreis und dem Staatlichen Schulamt ins Benehmen zu setzen, um in Kleinmachnow am Schulstandort der Allgemeinen Förderschule Schleusenweg die baulichen, technischen und pädagogischen Voraussetzungen zu schaffen, um eine Grundschule mit einem Inklusionsangebot zu errichten. Mittlerweile hat der Kreistag den verfügten Aufnahmestopp für die Förderschule Albert-Schweitzer aufgehoben. Doch es ist nicht entschieden, wie es weiter gehen soll. Die Förderschule im Schleusenweg muss dringend baulich saniert werden.

Wir wollen die Erarbeitung eines Konzeptes für einen inklusiven Bildungsstandort anstoßen. Für die Erstellung des pädagogischen Konzeptes sollten Landkreis und Kommune auf den Erfahrungsschatz des Bildungsexperten Wilfried W. Steinert zurückgreifen.

Marie Luise von Halem, Mitglied des Landtag Brandenburg
Dr. Axel Mueller, Kreistagsabgeordneter Potsdam-Mittelmark und Gemeindevertreter Kleinmachnow



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