Marie Luise von Halem spricht zum Antrag der CDU–Fraktion „Klasse: Kunst für Brandenburg“

- Es gilt das gesprochene Wort! Anrede! Zähneknirschend – so hatte ich das im Ausschuss gesagt – werden wir hier zustimmen. Zähneknirschend nicht etwa deshalb, weil wir irgend etwas an dem neuen Projekt „Klasse: Kunst“ auszusetzen hätten. Nein, ganz im Gegenteil: dieses Projekt, die kleine Schwester von „Klasse: Musik“, das gemeinsam mit dem VdMK, dem Verband der Musik- und Kunstschulen initiiert wurde, ist zurecht von meinen Vorrednerinnen und –rednern gelobt worden.

07.03.18 –

- Es gilt das gesprochene Wort!

Anrede!

Zähneknirschend – so hatte ich das im Ausschuss gesagt – werden wir hier zustimmen. Zähneknirschend nicht etwa deshalb, weil wir irgend etwas an dem neuen Projekt „Klasse: Kunst“ auszusetzen hätten. Nein, ganz im Gegenteil: dieses Projekt, die kleine Schwester von „Klasse: Musik“, das gemeinsam mit dem VdMK, dem Verband der Musik- und Kunstschulen initiiert wurde, ist zurecht von meinen Vorrednerinnen und –rednern gelobt worden.

Aber: Die Pilotphase läuft an nur sieben brandenburgischen Grundschulen, sieben von 465, also etwa an einer von 66 Schulen. Und auch da kommt das Programm ja nicht allen Schülerinnen und Schülern zugute, sondern nur einzelnen Klassen. Für die kulturelle Bildung wieder nur ein Tröpfchen in der heißen Wüste. Ähnlich auch die große Schwester „Klasse: Musik“. Da sind 66 Grundschulen beteiligt – also immerhin eine von sieben. Und die Wartelisten sind lang.

Überhaupt haben wir ein Problem mit der Kunst an unseren Schulen: Im Schuljahr 2014/15 wurde ein Drittel des Kunstunterrichtes nicht von Fachlehrkräften erteilt. Noch erschreckender ist die ungleiche Verteilung dieses Mangels an den unterschiedlichen Schulformen: An Gymnasien wurden fast alle zu erteilenden Lehrerwochenstunden (99%) von fachgerecht ausgebildeten Kunstpädagogen unterrichtet, an Gesamtschulen 95%. An Oberschulen waren es hingegen nur 75% - weniger noch an Grundschulen (60%) oder an Förderschulen (40%). Hier offenbart sich eine deutliche Bildungsbenachteiligung und es ist nicht anzunehmen, dass sich an diesen Verhältnissen bis heute viel geändert hat.

Dabei ist Kunstunterricht ebenso wichtig wie Mathematik und Deutsch. Nicht nur, dass die Schülerinnen und Schüler im Kunstunterricht verschiedene Kulturen und Geisteshaltungen kennen und verstehen lernen. Im kreativen Tun entwickeln sie auch die Fähigkeit, sich mit ihren eigenen Ideen vertieft auseinanderzusetzen. Das sind elementare Bildungskompetenzen!

Der Mangel an ausgebildeten Kunst- und Musiklehrkräften wird in den kommenden Jahren steigen. Bis 2024 brauchen wir jährlich 60 bis 80 Fachlehrkräfte pro Fach. Beim Kunstlehrkräftenachwuchs ist die Lage dramatisch, denn das Studienfach Kunst wird in Brandenburg für das Lehramt gar nicht angeboten und die Berliner Kapazitäten reichen nicht einmal zur Deckung des eigenen Bedarfs. Hier steuert Brandenburg also sehenden Auges auf ein echtes Problem zu, das wir nicht zu haben bräuchten, wenn die beiden Landesregierungen besser kooperierten. Für Seiteneinsteiger*innen erwarten wir konkrete Antworten in dem neuen Qualifizierungskonzept.

In Brandenburg gibt es nur sieben anerkante Kunstschulen. Trotz der Novellierung des Brandenburgischen Musikschulgesetzes 2014, von der wir gehofft hatten, sie könne die Gründung weiterer Kunstschulen im Land befördern, ist die Zahl der anerkannten Kunstschulen gleich geblieben. Die Hürden sind weiterhin hoch.

Mit der kulturellen Bildung ist es wie mit den Blumen in der Wüste: Die Samen sind da, wir bräuchten nur ein bisschen mehr Berieselung.

Verstehen Sie mich nicht falsch. „Klasse: Kunst“ ist ein großartiges Projekt. Damit klein zu beginnen und im Verfahren zu üben, ist sinnvoll. Und ich weiß auch, dass kulturelle Bildung in Brandenburger Schulen nicht nur aus diesem Projekt besteht.

„Klasse: Kunst“ läuft jetzt in einer zweijährigen Pilotphase, inklusive Evaluierung. Das bedeutet, dass in dieser Legislaturperiode nicht mehr mit weiteren Entscheidungen zu rechnen ist. Trotzdem – oder auch vielleicht gerade deshalb, weil der Spielraum für Unverbindlichkeiten jetzt groß ist – ist es eine herbe Enttäuschung, dass in der Beschlussempfehlung der Koalition nicht der leiseste Wunsch nach einer Ausweitung des Programmes zum Ausdruck kommt. Deshalb: zähneknirschend.

Im Konzept für kulturelle Bildung vom Jahr 2012 wird die Verbesserung der Teilhabechancen an kultureller Bildung für alle, insbesondere für sozial schwache Milieus, als Ziel formuliert. Wenn wir in diesem Tempo weiter machen, dann wird dieses Ziel noch über Generationen ein Fernziel bleiben.

Marie Luise von Halem spricht zum Antrag der CDU–Fraktion „Klasse: Kunst für Brandenburg“ - Es gilt das gesprochene Wort! Anrede! Zähneknirschend – so hatte ich das im Ausschuss gesagt – werden wir hier zustimmen. Zähneknirschend nicht etwa deshalb, weil wir irgend etwas an dem neuen Projekt „Klasse: Kunst“ auszusetzen hätten. Nein, ganz im Gegenteil: dieses Projekt, die kleine Schwester von „Klasse: Musik“, das gemeinsam mit dem VdMK, dem Verband der Musik- und Kunstschulen initiiert wurde, ist zurecht von meinen Vorrednerinnen und –rednern gelobt worden. Aber: Die Pilotphase läuft an nur sieben brandenburgischen Grundschulen, sieben von 465, also etwa an einer von 66 Schulen. Und auch da kommt das Programm ja nicht allen Schülerinnen und Schülern zugute, sondern nur einzelnen Klassen. Für die kulturelle Bildung wieder nur ein Tröpfchen in der heißen Wüste. Ähnlich auch die große Schwester „Klasse: Musik“. Da sind 66 Grundschulen beteiligt – also immerhin eine von sieben. Und die Wartelisten sind lang. Überhaupt haben wir ein Problem mit der Kunst an unseren Schulen: Im Schuljahr 2014/15 wurde ein Drittel des Kunstunterrichtes nicht von Fachlehrkräften erteilt. Noch erschreckender ist die ungleiche Verteilung dieses Mangels an den unterschiedlichen Schulformen: An Gymnasien wurden fast alle zu erteilenden Lehrerwochenstunden (99%) von fachgerecht ausgebildeten Kunstpädagogen unterrichtet, an Gesamtschulen 95%. An Oberschulen waren es hingegen nur 75% - weniger noch an Grundschulen (60%) oder an Förderschulen (40%). Hier offenbart sich eine deutliche Bildungsbenachteiligung und es ist nicht anzunehmen, dass sich an diesen Verhältnissen bis heute viel geändert hat. Dabei ist Kunstunterricht ebenso wichtig wie Mathematik und Deutsch. Nicht nur, dass die Schülerinnen und Schüler im Kunstunterricht verschiedene Kulturen und Geisteshaltungen kennen und verstehen lernen. Im kreativen Tun entwickeln sie auch die Fähigkeit, sich mit ihren eigenen Ideen vertieft auseinanderzusetzen. Das sind elementare Bildungskompetenzen! Der Mangel an ausgebildeten Kunst- und Musiklehrkräften wird in den kommenden Jahren steigen. Bis 2024 brauchen wir jährlich 60 bis 80 Fachlehrkräfte pro Fach. Beim Kunstlehrkräftenachwuchs ist die Lage dramatisch, denn das Studienfach Kunst wird in Brandenburg für das Lehramt gar nicht angeboten und die Berliner Kapazitäten reichen nicht einmal zur Deckung des eigenen Bedarfs. Hier steuert Brandenburg also sehenden Auges auf ein echtes Problem zu, das wir nicht zu haben bräuchten, wenn die beiden Landesregierungen besser kooperierten. Für Seiteneinsteiger*innen erwarten wir konkrete Antworten in dem neuen Qualifizierungskonzept. In Brandenburg gibt es nur sieben anerkante Kunstschulen. Trotz der Novellierung des Brandenburgischen Musikschulgesetzes 2014, von der wir gehofft hatten, sie könne die Gründung weiterer Kunstschulen im Land befördern, ist die Zahl der anerkannten Kunstschulen gleich geblieben. Die Hürden sind weiterhin hoch. Mit der kulturellen Bildung ist es wie mit den Blumen in der Wüste: Die Samen sind da, wir bräuchten nur ein bisschen mehr Berieselung. Verstehen Sie mich nicht falsch. „Klasse: Kunst“ ist ein großartiges Projekt. Damit klein zu beginnen und im Verfahren zu üben, ist sinnvoll. Und ich weiß auch, dass kulturelle Bildung in Brandenburger Schulen nicht nur aus diesem Projekt besteht. „Klasse: Kunst“ läuft jetzt in einer zweijährigen Pilotphase, inklusive Evaluierung. Das bedeutet, dass in dieser Legislaturperiode nicht mehr mit weiteren Entscheidungen zu rechnen ist. Trotzdem – oder auch vielleicht gerade deshalb, weil der Spielraum für Unverbindlichkeiten jetzt groß ist – ist es eine herbe Enttäuschung, dass in der Beschlussempfehlung der Koalition nicht der leiseste Wunsch nach einer Ausweitung des Programmes zum Ausdruck kommt. Deshalb: zähneknirschend. Im Konzept für kulturelle Bildung vom Jahr 2012 wird die Verbesserung der Teilhabechancen an kultureller Bildung für alle, insbesondere für sozial schwache Milieus, als Ziel formuliert. Wenn wir in diesem Tempo weiter machen, dann wird dieses Ziel noch über Generationen ein Fernziel bleiben.

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Reden