Marie Luise von Halem spricht zum Bericht der Landesregierung „Analyse der Qualitätsmanagementsysteme frühkindlicher Bildung in Brandenburg“

- Es gilt das gesprochene Wort! [Anrede] Dem Dank an die Landesregierung und an Herrn Prof. Sturzbecher schließe ich mich gerne an. Was hier zusammen getragen wurde an Überblick und Ausblick, ist ein großer Schritt. Der Vermessung der Welt erster Akt. Für so ein Qualitätssicherungssystem habe ich mich eingesetzt, seit ich mit Prof. Tietze und den Ergebnissen der NUBBEK-Studie durchs Land getourt bin, in der ersten Jahreshälfte 2014. Schön, dass wir heute zumindest vermessen haben. Wir sind uns einig: Die Qualitätsfeststellung alleine hat nur geringen Wert. Wichtig sind die Entwicklungsprozesse, die auf die Feststellung folgen.

12.06.19 –

 - Es gilt das gesprochene Wort!

[Anrede]

Dem Dank an die Landesregierung und an Herrn Prof. Sturzbecher schließe ich mich gerne an. Was hier zusammen getragen wurde an Überblick und Ausblick, ist ein großer Schritt. Der Vermessung der Welt erster Akt. Für so ein Qualitätssicherungssystem habe ich mich eingesetzt, seit ich mit Prof. Tietze und den Ergebnissen der NUBBEK-Studie durchs Land getourt bin, in der ersten Jahreshälfte 2014. Schön, dass wir heute zumindest vermessen haben. Wir sind uns einig: Die Qualitätsfeststellung alleine hat nur geringen Wert. Wichtig sind die Entwicklungsprozesse, die auf die Feststellung folgen. Unter Einbindung aller Beteiligten, mit dem Fokus auf der Qualität der pädagogischen Prozesse und der Professionalität der jeweiligen Träger. Gut an dem Bericht ist, dass die unterschiedlichen Instrumente der Qualitätsverbesserung breit aufgeschlüsselt werden und die breite Unterstützung eines landesweiten Qualitätsmonitoringsystems sichtbar wird. Viele Landkreise, Städte, Träger und Einrichtungen haben sich dem Thema Kita-Qualität bereits gestellt. Die Jugendämter in sechs Landkreisen haben hierzu immerhin schon Qualitätskritieren und Bewertungsstandards erarbeitet, andere sind noch dabei. Aber bei allem Verdienst stellt Prof. Sturzbecher fest, dass diese kaum wissenschaftlich begründet seien und meist keinen multiperspektivischen und multimethodalen Ansatz aufwiesen. So kämen z. B. Eltern und Kinder bei den Befragungen zur Qualität bisher zu kurz. Sowohl die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege als auch der Städte- und Gemeindebund zeigen sich aufgeschlossen gegenüber landesweit einheitlichen verbindlichen Qualitätsstandards und deren Sicherung. Aber der Landkreistag spricht sich gegen verbindliche Kriterien und für die Beibehaltung der Vielfalt bei der Qualitätssicherung in den Landkreisen aus. Bei dieser Gemengelage möchte ich nochmal eins betonen: Uns ging es nie um starre Ziele und Zertifikatsprämierungen, sondern immer um das Initiieren von Prozessen und das Stärken der Akteure. Das Monitoring wird nur Erfolg haben, wenn bei erkannten Qualitätsdefiziten bedarfsgerechte Angebote zur Unterstützung in ausreichendem Maße vorhanden sind! „Der Vermessung der Welt erster Akt“ habe ich den Bericht genannt. Und das ist gleichzeitig auch die große Enttäuschung. Denn es geht tatsächlich nur um Vermessung: die Erfassung des Status Quo, die Auflistung der möglichen Instrumente. In unserem Beschluss von Dez. 2017 heißt es, die Landesregierung solle „wissenschaftlich fundierte Prozesse der Qualitätsentwicklung, der Qualitätssicherung und des Qualitätsmonitorings“ entwickeln. Im hier vorliegenden Bericht jetzt lesen wir, welche Punkte „im weiteren Prozess zur Weiterentwicklung des Qualitätsmanagements der frühkindlichen Bildung und Betreuung zu berücksichtigen und zu diskutieren [sind]“ (S. 11). D.h., das Monitoring ist mitnichten startklar. Wir haben keine blasse Ahnung, wie und in welchem Umfang die Landesregierung Angebote zur Unterstützung für Kitas plant. Schon der Wortlaut des Berichtes, „Analyse der Qualitätsmanagementsysteme frühkindlicher Bildung in Brandenburg“, hat mich irritiert. Unser Beschluss von 2017 war nämlich tituliert: „Allgemeines Qualitätsmonitoring für die frühkindliche Bildung einführen“. Also nicht Analyse, sondern bitte Umsetzung! Und jetzt sind wir schon wieder an dem Punkt, wo bei dieser Landesregierung so oft der Karren im Sumpf stecken bleibt. Ob bei der kulturellen Bildung, bei der Nachhaltigkeitsstrategie oder bei der Digitalisierung im Schulwesen: Wir haben wunderbare Konzepte in finsteren Schubladen. Deren Anregungen finden höchstens in Nanoformaten Umsetzung. - Wir haben kein Analyseproblem in Brandenburg, nein, wir haben ein Umsetzungsproblem! Dieses Monitoring wird mit einem Jahr Verspätung an den Start gehen. Und es wird dann, ab 2020, 13 Jahre dauern, bis es alle Kitas einmal durchlaufen hat. Schön, dass es wenigstens irgendwie irgendwann mal kommt. Aber ich hätte mir schon etwas größeres Karo gewünscht!

Kategorie

Reden