Marie Luise von Halem spricht zum Antrag der CDU-Fraktion „Die Zukunft der Brandenburger Kirchen dauerhaft sichern“

- Es gilt das gesprochene Wort! Anrede! „Die Kirche im Dorf lassen“ heißt, nicht zu übertreiben, einfach auf dem Boden der Realität zu bleiben. Die sprichwörtliche „Kirche im Dorf“ ist also das Pflichtprogramm, der Ausgangspunkt. Nicht die Kür, die Eskapade. Aber warum sind eigentlich die Kirchen so wichtig? Drei Gründe will ich nennen:

08.03.18 –

- Es gilt das gesprochene Wort!

Anrede!

„Die Kirche im Dorf lassen“ heißt, nicht zu übertreiben, einfach auf dem Boden der Realität zu bleiben. Die sprichwörtliche „Kirche im Dorf“ ist also das Pflichtprogramm, der Ausgangspunkt. Nicht die Kür, die Eskapade.

Aber warum sind eigentlich die Kirchen so wichtig? Drei Gründe will ich nennen:

1. Kirchen sind optisch ortsbildprägend: Sie bilden in der Regel gleichermaßen Zentrum und Mittelpunkt der Dörfer und Städte. Was es für das Ortsbild bedeutet, wenn die Kirche weg ist, kann man auf der Website des Förderkreises Alte Kirchen spielerisch ausprobieren: Da bleibt ganz schnell von einem Dorf nur ein Haufen Häuser übrig.

2. Kirchen sind Kulturträgerinnen im mehrfachen Sinn: Im ästhetischen Sinn, mit ihren Taufengeln, Epitaphen, Wandgemälden. Außerdem im historischen Sinn, dokumentieren sie doch durch ihre Ausstattung und Inschriften Geschichte auch an den vielen Orten, in denen es kein Heimatmuseum gibt. Das gibt Einheimischen Identität, Verankerung und Heimat. Und für die von außen Kommenden, Besucherinnen und Besucher, Touristen, sind die Kirchen in aller Regel eine wesentlich aussagekräftigere und originärere Attraktion als die meisten Gebäude darum herum.

3. – und das ist wohl der wichtigste Aspekt! – sind die Kirchen Stein gewordene Manifestation dessen, dass unser Leben aus mehr besteht als den Täglichkeiten. Ästhetisch, spirituell und religiös strahlen Kirchen das aus, und dafür sind sie ja auch errichtet worden. Uns zu erinnern, dass es richtig ist, hin und wieder inne zu halten und über den Sinn und Zweck unseres Lebens nachzudenken, als Individuum gleichermaßen wie als Teil der Gemeinschaft, und unser Handeln vielleicht neu auszurichten. Jahrhundertelang dienten die Kirchen diesem Zweck und dafür brauchen wir die Kirchen auch heute.

Deshalb Dank an die CDU, deren Antrag dieser Debatte zugrunde liegt – wenn auch die Ursprungsforderung nach Gesamterfassung des Sanierungsaufwands eine ziemliche Schnapsidee war: Langwierig in der Erstellung, wäre sie im Moment der Fertigstellung schon überholt gewesen. Aber – geschenkt! – deshalb haben wir ja auch in erster Lesung nicht über diesen Antrag diskutiert.

Was jetzt als Ergebnis aus dem Ausschuss kommt, kann sich hingegen sehen lassen!

Ganz besonders freue ich mich über das Ansinnen der Koalitionsfraktionen, im Rahmen des nächsten Doppelhaushaltes eine Erhöhung der Denkmalhilfe zumindest „zu prüfen“. Richtig so, denn angesichts dessen, dass die Anträge, wenn ich das richtig im Ohr habe, die Fördermittel etwa um das Fünffache übersteigen, ist da noch viel Luft nach oben, auch im Ländervergleich. 2016 flossen 35% der Fördermittel in die Sanierung sakraler Gebäude, 2017 waren es immerhin 23%.

Auch die Möglichkeiten frühzeitiger Schadenserkennung auszubauen, ist richtig. Genauso wie die Forderung an die Landesregierung, mit den Kirchen in einen Dialog zu treten, inwieweit sich die Regelungen in den Kirchenverträgen zur Erhaltung der kirchlichen Bausubstanz bewährt haben. Die katholische Kirche z.B. bekommt dazu seit 2003 100.000 € - was – auch nach dem Vertrag - längst hätte angepasst oder zumindest „überprüft“ werden sollen.

Dass der Ausschuss meinem Vorschlag, die Landesregierung zum Ende diesen Jahres zur Umsetzung dieser Forderungen berichten zu lassen, einstimmig gefolgt ist, finde ich natürlich auch sehr erfreulich.

Last but not least möchte ich hier auch meinen Dank aussprechen an all die Kirchengemeinden und säkularen Gemeinden, Fördervereine, Bürgerinitiativen und regional Engagierten! Ganz besonders dem Förderverein Alte Kirchen, einem Zusammenschluss von mehr als 300 örtlichen Vereinen. All diese Menschen haben sich über einen langen Zeitraum für ihre Kirchen eingesetzt, und damit oft sehr viel mehr bewirkt, als nur die Sanierung von Gebäudehüllen, sondern in vielen Fällen auch die Revitalisierung dörflichen Lebens. Ohne all dieses Engagement sähen viele Dörfer heute anders aus.

Diese große Unterstützung befördert das Thema und lässt hoffen, dass die nächsten Diskussionen darüber noch positiver ausfallen, damit die Kirchen in unseren Dörfern erhalten bleiben.

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Reden