Marie Luise von Halem spricht zum Antrag der von SPD und LINKE, „Konzept für eine systematische Qualifizierung der Berufsorientierung“

Manchmal wundert man sich schon über die verborgenen Kräfte, nach denen bei dieser Landesregierung Dinge in Bewegung gesetzt oder auch ausgebremst werden. Da wird Herr Baaske Bildungsminister und nimmt die berufliche Bildung aus seinem alten Ministerium mit in das neue. Aha, denkt man sich, der Mann hat was vor! Oder etwa doch nicht? Warum kommt jetzt dieser Antrag von der Linken?

21.01.15 –

Manchmal wundert man sich schon über die verborgenen Kräfte, nach denen bei dieser Landesregierung Dinge in Bewegung gesetzt oder auch ausgebremst werden. Da wird Herr Baaske Bildungsminister und nimmt die berufliche Bildung aus seinem alten Ministerium mit in das neue. Aha, denkt man sich, der Mann hat was vor! Oder etwa doch nicht? Warum kommt jetzt dieser Antrag von der Linken?

Gut Ding braucht Weile, ja. Aber dass jetzt, ein knappes Vierteljahr nach der Vereidigung, dieser Antrag debattiert wird, der bedeutet, dass das erste Konzept zur Qualifizierung der Berufsorientierung erst vorliegen wird, nachdem das erste Jahr dieser Regierung schon fast vorbei ist, ist schon ziemlich viel der Weile.

In Brandenburg hatten 2013 2,2 % der Menschen ab dem 15. Lebensjahr keinen Berufsabschluss. Damit liegen wir auf dem 4. Platz im Bundesvergleich und 1,6% besser als der Bundesdurchschnitt von 3,8%. Das ist im Gegensatz zu so vielen anderen roten Laternen im Bildungsbereich ein guter Wert – der aber natürlich auch daher rührt, dass die wirklich schwierigen Gruppen, die Jugendlichen mit Migrationshintergrund, bei uns statistisch kaum relevant sind. Und natürlich ist jeder Jugendliche ohne Berufsausbildung einer zu viel und die Debatten, die in anderen Ländern mit dem Ziel einer Ausbildungsgarantie geführt werden, sollten an uns nicht vorbei gehen.

Aber gerade angesichts dieser bundesweiten Debatte ist der Antrag erschreckend allgemein.

Ja, Analyse und konkrete Empfehlungen zur Umsetzung sind gut und richtig. Wir begrüßen auch die besonderen Angebote für junge Menschen mit schlechten Startchancen. (Eines wäre zum Beispiel, Inklusion in der Schule weiter voran zu treiben – dieses Vorhaben  haben Sie ja leider ausgesetzt!). Schaffung und Ausbau zuverlässiger Verantwortungsstrukturen auf regionaler Ebene könnte auch eine spannende Forderung sein – aber da nicht einmal erwähnt wird, um welche Verantwortung es geht, bleibt die Forderung ziemlich diffus.

Die Verknüpfung schulischer Berufsorientierung mit den Systemen der beruflichen Ausbildung ist sicher der richtige Weg: Lassen Sie die Oberstufenzentren an die Schulen, denn in den OSZs sitzen die Fachleute für Berufsorientierung!  - Und wie schaffen wir es, das Angebotsspektrum der OSZs, die jetzt für etwa 200 Berufe ausbilden, angesichts der demografischen Veränderungen auch nur annähernd zu erhalten? Wie unterstützen wir die OSZs bei der jetzt schon dringenden Suche nach Fachlehrkräften? – Darauf wird es dann hoffentlich auch Antworten geben ....

Was sich unter einem „flächendeckenden Regelangebot ‚Übergangsmanagement’“ verbergen wird, darauf dürfen wir gespannt sein: Hoffentlich geht es hier genau darum, was in Hamburg z.B. umgesetzt und in Berlin diskutiert wird: Eine Form der Jugendberufsagentur, die auf die Bedürfnisse des Flächenlandes zugeschnitten ist und die den für Schülerinnen und Schüler und auch für Ausbildungsanbieter schier unüberschaubaren Dschungel an Maßnahmen lichtet. Der Antrag benennt das zwar nicht, aber das ist es, was wir brauchen: Eine ganzheitliche, rechtskreisübergreifende Zusammenarbeit an der Schnittstelle zwischen SGB II, SGB III und SGB VIII – also der Agentur für Arbeit, den Grundsicherungsstellen und den Trägern der Jugendhilfe gemeinsam „unter einem Dach“ – so profitieren die Jugendlichen von unter den Instanzen abgestimmten und überschaubar vor-selektierten Angeboten. Wir können so Ressourcen verstärken und die Integration in Ausbildung oder Arbeit für junge Menschen deutlich fördern.

Und das Ziel muss natürlich sein, jeder und jedem Jugendlichen einen Ausbildungsplatz anzubieten!

In der Hoffnung,

  • dass all diese Punkte in dem Konzept enthalten sein werden,
  • dass wir dann in der Umsetzung noch konkrete Ziele vereinbaren können
  • und dass alle potentiell Beteiligten früh in das Konzept einbezogen werden
  • (von einer Kooperation mit Berlin wage ich ja schon nicht mehr zu träumen)

warten wir die verbleibende Zeit auch noch ab und stimmen dem Antrag natürlich zu.

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Bildung | Reden