Marie Luise von Halem spricht zum Bericht der Landesregierung „Transferstrategie Brandenburg – Verbesserung der Zusammenarbeit von Wissenschaft mit Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft“

- Es gilt das gesprochene Wort! [Anrede] „Mehr Pilzesammler finden auch mehr Pilze“ hatte ich mir nach dem Besuch der Transferstelle einer brandenburgischen Hochschule notiert. Aber natürlich geht es nicht alleine um die Anzahl der Suchenden, sondern auch um die Strategie des Suchens.

16.11.17 –

- Es gilt das gesprochene Wort!

[Anrede]

„Mehr Pilzesammler finden auch mehr Pilze“ hatte ich mir nach dem Besuch der Transferstelle einer brandenburgischen Hochschule notiert. Aber natürlich geht es nicht alleine um die Anzahl der Suchenden, sondern auch um die Strategie des Suchens.

Da hat sich viel getan beim Wissenstransfer: Das Thema hat Eingang in die Hochschulverträge gefunden, die Hochschulen und Forschungseinrichtungen sind enorm aktiv, das Bewusstsein hat sich geschärft. Brandenburg hat als erstes und bislang einziges Bundesland mit all seinen Hochschulen am Transfer-Audit des Stifterverbands der deutschen Wissenschaft teilgenommen, Dank der Unterstützung durch das MWFK. Und jetzt haben wir erstmals eine Transferstrategie, die in einem breiten Kommunikationsprozess mit den Beteiligten erarbeitet worden ist.

Allerdings geht es mir mir dieser „Strategie“ ähnlich wie mit vielen Konzepten der Landesregierung: Sie ist weitgehend eine Zustandsbeschreibung, mit dem Blick in die Zukunft ohne Ziel oder erkennbaren Konkretisierungsanspruch, aber angereichert mit einer Fülle allgemeiner Prüfaufträge und freundlicher Floskeln wie: „Strukturen besser aufeinander abstimmen“, „Wahrnehmbarkeit erhöhen“, „ausbauen“, „vereinfachen“, „intensivieren“, „engere Zusammenarbeit prüfen“ und dergleichen mehr.

In vier Jahren soll der Prozess evaluiert werden. Dazu ist die „Indikatorik ... so zu erweitern, dass sie den drei Dimensionen des erweiterten Transferbegriffs (...) hinreichend Rechnung trägt. .. Entsprechende Erfolgskriterien für Transferaktivitäten wird das MWFK gemeinsam mit den Hochschulen, den weiteren beteiligten Ministerien und den außeruniversitären Forschungseinrichtungen abstimmen“ (S. 36). Das klingt gut, aber nachdem das Anliegen als solches schon im Koalitionsvertrag vor drei Jahren festgeschrieben wurde, ist es doch peinlich, dass diese Erfolgskriterien offenbar jetzt erst erarbeitet werden müssen! Schade, dass wir da nicht weiter sind. Denn wie will man eigentlich einen Prozess evaluieren, ohne zu Beginn Ziele zu definieren und Indikatoren auszumachen, an denen sich ein Fortschritt irgendwie ablesen ließe? Das Land hat im Rahmen des Transfer-Audits vom Stifterverband für die deutsche Wissenschaft ein Perspektivenpapier mit Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Rahmenbedingungen und der Förderung erhalten. Was da drin stand, wissen wir nicht. Ich vermute mal, es war um Einiges konkreter, als das Papier, das wir hier diskutieren.

Für die Diskussion der nächsten Jahre bräuchten wir außer den Indikatoren - erstens - klarere Verantwortungsstrukturen. Wo ist das MWFK Fördererin des Transfers, wo Moderatorin des Prozesses? Und wird das Land die Transferinfrastruktur dauerhaft und ausreichend finanzieren, mit festen Personalstellen und ausreichenden Sachmitteln?

Zweitens wird in der Transferstrategie mehrfach für mehr Transparenz plädiert und die Stärkung von Kommunikation angestrebt. Da wäre es doch mal innovativ, dieses Thema mit der Digitalstrategie des Landes zu verknüpfen und per Open Access und Open Data Forschungsergebnisse, die mit öffentlichen Mitteln erstellt wurden, einer breiten Öffentlichkeit zugänglich und zur Weiterverwendung nutzbar zu machen!

Und warum eigentlich, drittens, geht der Transferbericht nicht auf die Abstimmung mit Berlin ein? Erfahren wir doch, dass für KMU die räumliche Nähe zu wissenschaftlichen Einrichtungen ein wesentlicher Schlüsselfaktor für Transferaktivitäten ist (S. 9)? Gelegentlich wird auf die gemeinsame Innovationsstrategie Berlin-Brandenburg verwiesen (innoBB) – bei der man sich ja schon fragen darf, wie innovativ sie noch ist, angesichts einer Beschlussfassung im Juni 2011. Und was im Rahmen der Innovationsstrategie an Transfer passiert, bleibt unklar. Ist das nur ein Versäumnis der Transferstrategie oder ist es Ignoranz? Beides wäre gerade bei einem solchen Vernetzungsthema fatal!

Die Hochschulen und Forschungseinrichtungen haben sich bislang als gute Pilzesammler erwiesen. Deshalb bin ich guten Mutes, dass die nächsten Jahre mehr Fortschritte beim Wissenstransfer zutage fördern werden, als die heute diskutierte Transferstrategie erstmal vermuten lässt.

Marie Luise von Halem spricht zum Bericht der Landesregierung „Transferstrategie Brandenburg – Verbesserung der Zusammenarbeit von Wissenschaft mit Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft“ - Es gilt das gesprochene Wort! [Anrede] „Mehr Pilzesammler finden auch mehr Pilze“ hatte ich mir nach dem Besuch der Transferstelle einer brandenburgischen Hochschule notiert. Aber natürlich geht es nicht alleine um die Anzahl der Suchenden, sondern auch um die Strategie des Suchens. Da hat sich viel getan beim Wissenstransfer: Das Thema hat Eingang in die Hochschulverträge gefunden, die Hochschulen und Forschungseinrichtungen sind enorm aktiv, das Bewusstsein hat sich geschärft. Brandenburg hat als erstes und bislang einziges Bundesland mit all seinen Hochschulen am Transfer-Audit des Stifterverbands der deutschen Wissenschaft teilgenommen, Dank der Unterstützung durch das MWFK. Und jetzt haben wir erstmals eine Transferstrategie, die in einem breiten Kommunikationsprozess mit den Beteiligten erarbeitet worden ist. Allerdings geht es mir mir dieser „Strategie“ ähnlich wie mit vielen Konzepten der Landesregierung: Sie ist weitgehend eine Zustandsbeschreibung, mit dem Blick in die Zukunft ohne Ziel oder erkennbaren Konkretisierungsanspruch, aber angereichert mit einer Fülle allgemeiner Prüfaufträge und freundlicher Floskeln wie: „Strukturen besser aufeinander abstimmen“, „Wahrnehmbarkeit erhöhen“, „ausbauen“, „vereinfachen“, „intensivieren“, „engere Zusammenarbeit prüfen“ und dergleichen mehr. In vier Jahren soll der Prozess evaluiert werden. Dazu ist die „Indikatorik ... so zu erweitern, dass sie den drei Dimensionen des erweiterten Transferbegriffs (...) hinreichend Rechnung trägt. .. Entsprechende Erfolgskriterien für Transferaktivitäten wird das MWFK gemeinsam mit den Hochschulen, den weiteren beteiligten Ministerien und den außeruniversitären Forschungseinrichtungen abstimmen“ (S. 36). Das klingt gut, aber nachdem das Anliegen als solches schon im Koalitionsvertrag vor drei Jahren festgeschrieben wurde, ist es doch peinlich, dass diese Erfolgskriterien offenbar jetzt erst erarbeitet werden müssen! Schade, dass wir da nicht weiter sind. Denn wie will man eigentlich einen Prozess evaluieren, ohne zu Beginn Ziele zu definieren und Indikatoren auszumachen, an denen sich ein Fortschritt irgendwie ablesen ließe? Das Land hat im Rahmen des Transfer-Audits vom Stifterverband für die deutsche Wissenschaft ein Perspektivenpapier mit Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Rahmenbedingungen und der Förderung erhalten. Was da drin stand, wissen wir nicht. Ich vermute mal, es war um Einiges konkreter, als das Papier, das wir hier diskutieren. Für die Diskussion der nächsten Jahre bräuchten wir außer den Indikatoren - erstens - klarere Verantwortungsstrukturen. Wo ist das MWFK Fördererin des Transfers, wo Moderatorin des Prozesses? Und wird das Land die Transferinfrastruktur dauerhaft und ausreichend finanzieren, mit festen Personalstellen und ausreichenden Sachmitteln? Zweitens wird in der Transferstrategie mehrfach für mehr Transparenz plädiert und die Stärkung von Kommunikation angestrebt. Da wäre es doch mal innovativ, dieses Thema mit der Digitalstrategie des Landes zu verknüpfen und per Open Access und Open Data Forschungsergebnisse, die mit öffentlichen Mitteln erstellt wurden, einer breiten Öffentlichkeit zugänglich und zur Weiterverwendung nutzbar zu machen! Und warum eigentlich, drittens, geht der Transferbericht nicht auf die Abstimmung mit Berlin ein? Erfahren wir doch, dass für KMU die räumliche Nähe zu wissenschaftlichen Einrichtungen ein wesentlicher Schlüsselfaktor für Transferaktivitäten ist (S. 9)? Gelegentlich wird auf die gemeinsame Innovationsstrategie Berlin-Brandenburg verwiesen (innoBB) – bei der man sich ja schon fragen darf, wie innovativ sie noch ist, angesichts einer Beschlussfassung im Juni 2011. Und was im Rahmen der Innovationsstrategie an Transfer passiert, bleibt unklar. Ist das nur ein Versäumnis der Transferstrategie oder ist es Ignoranz? Beides wäre gerade bei einem solchen Vernetzungsthema fatal! Die Hochschulen und Forschungseinrichtungen haben sich bislang als gute Pilzesammler erwiesen. Deshalb bin ich guten Mutes, dass die nächsten Jahre mehr Fortschritte beim Wissenstransfer zutage fördern werden, als die heute diskutierte Transferstrategie erstmal vermuten lässt.

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Reden